Der  Porsche GT3 RS ist eigentlich ein Anachronismus, wenn man die Umweltdebatten und Geschwindigkeitsbegrenzungen betrachtet, ein Überbleibsel einer leider sterbenden Automobilität und der Zeit der Benzinbrüder – aber es ist ein Riesenspaß, ihn zu fahren (wenn man das Herz und das Können hat, ihn artgerecht zu bewegen)!

Es gibt Autos, deren Alltagstauglichkeit wenig mit dem Alltag zu tun haben, etwa dann, wenn sie zu schwer, zu stark motorisiert, überdimensioniert, also einfach sinnbefreit sind, etwa zu beobachten bei vielen SUVs oder der Tendenz bei Elektrovehikeln. Vernunft schaut anders aus! Ähnliche Unvernunft kann man auch (eher seltenen) Extremsportlern zuschreiben, deren Alltags-tauglichkeit und –nutzen hier im Gegensatz zu manch anderen erstaunlich hoch ist, aber der Spaßfaktor so extrem ist, wie die Leistungsfähigkeit dieser Autokategorie – wenn man denn den Mut und die Fähigkeit hat, diese auch wirklich auszukosten.

Eine Summe von Extremen

Das erprobte Exemplar, der Porsche GT3 RS,  der wahrscheinlich gefragteste Sportwagen des Jahres, der ohnehin nur in limitierter Anzahl erhältlich ist, zieht seine Existenzberechtigung direkt aus dem Rennbetrieb – er ist also die leicht zivilisierte Version eines reinrassigen Rennautos mit allen Features eines solchen. Allerdings fehlen ihm glücklicherweise die vielen unnötigen Assistenzsysteme eines Normalautos, die hier sehr wahrscheinlich den praktischen Betrieb noch massiver stören würden. Ein Spurhalteassistent wäre wirklich absurd! Dafür aber hat er viele Attribute eines  reinrassigen Rennwagens, also neben dem konsequenten Leichtbau und hohem Carbonanteil etwa auch eine mitlenkende Hinterachse und eine ausgefeilte Aerodynamik samt riesigem Heckflügel mit automatischer Einstellung für bis zu 860 kg Abtrieb. Traktionskontrolle, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (mit Schaltzeiten im gefühlten Millisekundenbereich), mehrfach verstellbare Stoßdämpfer verstärken das Rennfeeling wenn man die Drehzahlbreite bis über 9000 U/min ausnützt – was für diesen Motor ebenso selbstverständlich scheint, wie das Bremsvermögen der riesigen Keramik-Bremsscheiben. Da bleibt einem bei einer Vollbremsung fast die Luft weg wie auch bei den erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten, die bei Normalautos zu einem veritablen Abflug in die Botanik  führen würden, beim RS jedoch zum (nahezu harmlos wirkenden) Spiel mit der Fliehkraft werden.

Dass dieses Auto auch ganz gemütlich im Stadtverkehr mitschwimmen kann, klingt komisch, wenngleich sein Revier die kurvige Landstraße und die Autobahn (oder die Rennstrecke) ist –  auch wenn in diesem Auto dort eine Geschwindigkeit von 200 km/h richtig langweilig wirkt. Na ja, wo darf man denn noch überhaupt …?

Gebaut für Fahrer

Nochmals ein Satz zur Alltagstauglichkeit: Die Sitzschalen fixieren ihre Insassen perfekt, sind deshalb aber nicht unbequem, ein Navi ist ebenso vorhanden, Stauraum eigentlich nur für leichtes Handgepäck, aber dafür gibt´s ein Handschuhfach für die Kleinigkeiten und sogar einen Trinkflaschenhalter. Die Ausstattungsfülle ist logischerweise eine große, von der Stoppuhr bis zum Reifendruck und deren Temperaturen, die Scheinwerfer leuchten phantastisch weit und breit, blenden automatisch bei Gegenverkehr ab und bei hohen Geschwindigkeiten kräftig in die Rückspiegel der Vorausfahrenden – quasi als Sicherheitsfeature für alle!  

Fazit: Der Porsche GT3 RS ist kein Spielzeug sondern eine Rennmaschine ohne Allüren, ein Auto für Kenner und Genießer der schnellen Gangart – fast kompromisslos und grenzwertig. Auch beim Preis!

Porsche 911 GT3 RS

Sechszylinder – Boxer, 3996 ccm

Leistung: 386 kW / 525 PS

Max. Drehmoment 465 Nm

Beschleunigung 0-100 km/h: 3,2 Sek / 0-200 km/h: 10,6 Sek.

Höchstgeschwindigkeit: 296 km/h

Verbrauch (Norm / Test): 13,4 / 15,8 l/100 km

Preis: Mit einem Weissachpaket  über € 300000 .- , und wenn Sie einen RS gleich haben wollen, müssen Sie bei manchen Händlern fast eine halbe Million hinblättern!