Alle reden von Umweltschutz und der Notwendigkeit der Elektromobilität als Maßnahme zugunsten der Umwelt. Studien und Fachleute sprechen jedoch davon, dass hier durch die Nutzung von Elektroautos zwar partiell die schädlichen Emissionen reduziert werden können, dafür jedoch andernorts die Lebensgrundlage von Menschen zerstört wird. Sie stellen die Behauptung auf, dass E-Autos alleine keine wirkliche Lösung für die Rettung der Umwelt sind.
In einer (siehe ORF-Doku v. 8.1.2020) Dokumentation wurde der Zwiespalt in der Förderung der Elektromobilität aufgezeigt. Am Beispiel der industriellen Ausbeutung von Lithium-Vorkommen in Argentinien und Bolivien wurde gezeigt, dass der für die Herstellung von Batterien notwendige Rohstoff fast nur mit großen Schäden für die Umwelt gewonnen wird. Die Folge ist die Zerstörung ganzer Ökosysteme und der Lebensgrundlage alter Kulturräume und dort lebender Menschen. Der Preis von mehr als 15.000,- USD pro Tonne Lithium veranlasst etliche Konzerne, in die industrielle Gewinnung des Rohstoffs zu investieren, wobei enorm viel Wasser durch Verdunstung „verbraucht“ wird (und der Grundwasserspiegel in den betroffenen Regionen massiv sinkt). Und die Nachfrage steigt durch die für Batterien benötigte Menge an Lithium (sowie anderen Rohstoffen und seltenen Erden) extrem, dessen Verarbeitung wiederum enormen Strombedarf nach sich zieht, der z.Zt. nur zum kleineren Teil aus nachhaltiger Erzeugung kommt. Es macht einen riesigen Unterschied, ob der bei der Herstellung verwendete Strom aus erneuerbaren Quellen stammt oder etwa aus Kohle, heißt es in einer anderen Studie. Die Menge der Emissionen pro produzierter Einheit geht zwar zurück, weil „…je größer und effizienter eine Fabrik ist, desto umweltfreundlicher lässt sich in der Regel ein Auto produzieren“, so Martin Sambale (Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu Eza), aber von umweltfreundlichen Bedingungen sind wir noch sehr weit entfernt. Und die Automobilhersteller überprüfen die Methoden der Gewinnung praktisch nicht, sie produzieren lediglich Absichtserklärungen auf Papier.
Dennoch wird dieser „Wachstumsmarkt“, weil die EU aus Umweltschutzgründen mehr Elektroautos auf Europas Straßen bringen will, mit unkoordinierten Steuervorteilen oder Umweltprämien gefördert, ohne die Herstellung zu kontrollieren, sprich, ohne einheitliche Umweltstandards, Umweltverträglichkeitsprüfungen oder gar Transparenz zu realisieren.
Politischer und wirtschaftlicher Druck
Ab 2020 sollen in der EU neu zugelassene Pkws im Durchschnitt nicht mehr als 95 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren – ansonsten drohen den Autoherstellern Strafzahlungen. Zwar dürfen diese weiterhin Fahrzeuge mit höheren Emissionswerten verkaufen, müssen diese aber durch einen größeren Anteil an E-Fahrzeugen ausgleichen, um den (Flottenverbrauchs-) Grenzwert zu erfüllen, so die EU-Vorgabe, wobei es keine (bzw. nur eine uralte Richtlinie) weiterführende gesetzliche Regelung bezüglich Kontrolle oder Recycling gibt. Überdies wird, so etliche Fachleute, auch von den Autoerzeugern eine vollkommen falsche Modellpolitik betrieben. Statt auf kleine, sparsame E-Fahrzeuge für den Nah- und Stadt-, also Kurzstreckenverkehr zu setzen, werden große, schwere und energieintensive SUV oder Sportwagen gebaut, die kaum ausreichende Reichweiten aufweisen noch die Transportnotwendigkeiten berücksichtigen. Folgerichtig fordern Forscher auch komplett neue Konzepte, die Recycling in großem Maßstab ermöglichen, die die Reduzierung von Transportwegen und ein Umdenken hinsichtlich der Größe der E-Autos einschließen.
Problemfall Infrastruktur und Stromerzeugung
Darüber hinaus fehlt für eine umweltwirksame Verkehrswende aber auf absehbare Zeit noch immer ein dichtes Netz an Ladestationen. „Zu diesem Schluss kommt ein Bericht von Transport & Environment (T&E), einer Dachorganisation von Verkehrsverbänden, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, darunter der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Momentan ist die Anzahl der Ladestationen bei einem geringen Marktanteil ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen, wären bis 2030 aber rund drei Millionen Ladestationen für etwa 33 bis 44 Millionen Elektrofahrzeuge notwendig.“ (zit. Standard 9.1.2020). Überdies ist bei der Versorgung auch entscheidend, ob der Strom bei seiner Herstellung aus erneuerbarer Energie kommt. Weiterführende Überlegungen zur Weiterverwendung von alten Batterien etwa als Energiespeicher werden zwar angestellt, stecken aber noch in den Kinderschuhen, und zu Möglichkeiten von Energieeinsparung, Optimierung des Energieeinsatzes oder gar der Chancen der individualisierten Stromversorgung werden immer noch nichtökologische Marktmechanismen eingesetzt statt an die Zukunft zu denken oder andere Disziplinen, etwa die Verkehrspolitik und -planung, einzubeziehen. Und dabei sind gesellschaftspolitische Überlegungen auch noch nicht berücksichtigt! (edit. Feb. 2020)