Abgesang auf den Spaß beim Autofahren – „Ultimative Fluchtautos“ – eine aussterbende Spezies!
Früher, also in den letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrhundert war das Auto nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Mittelpunkt eines Lebensgefühls, das man fast lustvoll erleben wollte. Und hier standen jene Flitzer im Mittelpunkt, mit denen „Quertreiben“, also Driften, und das Auskosten physikalischer Grenzen mit relativ geringerem Aufwand verwirklichen ließen. Solche Vehikel, auch „ultimative Fluchtautos“ genannt, gibt´s praktisch keine mehr.
Diese eher kleineren, PS-starken Autos mit wenig Gewicht und ebenso wenig beschränkender Elektronik verschwinden sukzessive bei allen Herstellern, vielleicht auch, weil sie auch ein großes Maß an Fahrkönnen verlang(t)en. Heute dagegen bestimmen die – leider vorgeschrieben – elektronischen Fahrbehinderungsprogramme, sprich Assistenzsysteme zunehmend das Fahren.
Als Beispiel der „guten, alten Zeit“ kann immer noch der Lancia Delta integrale, der auch als Rallye-Auto Furore machte, gelten, der nicht nur durch seinen starren Durchtrieb über das Gaspedal zu lenken war, sondern auch durch seine bescheidenen Abmessungen eine Leichtigkeit vermittelte, die einen langen Drift gleichermaßen zum mobilen Daseins-inhalt stilisierte. Sogar ein getunter Käfer machte damals viel Freude – und er wäre heute noch manchen modernen Autos hinsichtlich Traktion überlegen. Solche Autos gibt´s (fast) nicht mehr! Eventuell kann man einen Mini Cooper JCW annähernd dazu zählen, jedoch nur sehr bedingt, weil einfach Gewicht und Elektronik-geregelte Assistenzsysteme die Oberhand haben, besonders dann, wenn man den Vergleich zu einem alten Lotus Elan heranzieht, der in schnell gefahrenen Kurven schön brav das kurveninnere Vorder-Pfötchen gehoben hat. Da schlägt das Herz des Autofans doch deutlich höher, als im für heutige Begriffe recht spaßigen Mini oder vergleichbar starken kleineren Autos der Gegenwart, die zwar ausreichend Vortrieb haben – aber das war´s dann schon..
Sportautos sind keine „Fluchtautos“
Ein Sportauto neuerer Generation, egal ob ein Porsche oder eine Corvette, hat gewiss auf der Autobahn Qualitäten, ein Morgan hat zwar Charme und Potenz, die die kleinen Wilden vergangener oder noch nicht so lange vergangener Zeiten nicht aufweisen, sie durchzirkeln ja auch recht schwungvoll Kurven, aber das alles mit einem Gefühl einer gewissen Sterilität perfekter Technik. Wobei Technik kein Hindernis für Spaß am Volant sein muss, wenn man sie kontrollieren, also auch einfach wegschalten oder einfach mit ihr spielen kann.
Spaß, den es nicht mehr gibt!
Eines der letzten Beispiele jüngerer Vergangenheit für ultimative Fahrerlebnisse ist der Ford Focus RS, dessen Qualitäten zwar durch den ziemlich heftigen Heckspoiler sichtbar gemacht war und der im Race-Modus einen relativ leicht kontrollierbaren Drift sogar für nicht allzu geübte Fahrer zuließ.
Das zweite Beispiel war der BMW 1er M-Coupé, dessen Sechszylinder hinsichtlich Sound und Fahrerlebnis unvergessen bleibt. Der Vergleich zum aktuellen M2 aus gleichem Haus fällt da eindeutig zugunsten des 1er Coupés aus – der 2er ist einfach schon zu fett, also zu schwer und zu digitalisiert, was zwar durchaus Freude am Fahren vermittelt, aber der letzte Reiz der spielerischen Bewegung fehlt einfach. Das scheint nur mehr bei Fahrzeugen realisiert zu sein, die im Rallye-Sport eingesetzt werden. Weder ein zivilisierter Rallye-Ford oder der Skoda Fabia mit entsprechenden Pferdestärken aber ohne bremsende Elektronik bzw. Assistenzsystemen sind käuflich zu erwerben, den Rallye-Hyundai N oder gar einen ehemals erfolgreichen VW Polo kann man – leider – nicht kaufen, auch wenn es technisch von Herstellerseite möglich wäre. Übrig geblieben ist der Subaru WRX STI, aber den gibt’s in Österreich auch nicht mehr. Und der Toyota Yaris GR war der wahrscheinlich letzte dieser Art, der bis vor kurzem produziert wurde.
Gibt es also keine einigermaßen erschwinglichen Autos mit dem Potenzial extremer Fahrfreude? Es scheint nur mehr übergewichtige und entmündigende Autos zu geben, die – auch in Zeiten wie diesen – einfach keine Freude am Fahren vermitteln können. Luxus, viele Elektro-PS oder kW, zu hohe Gewichte und viel zu hohe Preise verderben den Spaß an motorisierter Mobilität. Und die Hersteller lassen sich von den gesetzlichen Vorgaben auch noch einschüchtern. Ein Armutszeugnis für die Mobilitätsindustrie!