Die irrationale Freude an motorisierter Fortbewegung – für Enthusiasten

Man könnte sagen, er ist aus der Zeit gefallen, ein Relikt nicht mehr ganz zeitgemäßer Technik oder ein vollkommen unvernünftiges Automobil. Der Porsche 718 Spyder ist zwar nicht das, was man politisch korrekt bezeichnet, und er ist auch kein Auto für jedermann, aber er ist die letztendliche Summe aus alten Tugenden, ein Statement gegen die politische Vorgabe einer nachhaltigen Zurückhaltung. Er ist pure Emotion, laut, ungestüm und einfach geil!.

Man sieht es ihm an, dass er kein Alltagsauto und schon gar kein Allerweltsauto  ist – er ist flach, optisch sportlich strömungs-optimiert, ein reinrassiger Zweisitzer, bei dem man nicht einmal daran denkt, wie viel Gepäck verstaut werden kann oder wie viel Sprit er braucht, eine Fahrmaschine, ein Gerät, das gebaut wurde, um extrem bewegt zu werden, dazu auch noch ein „Spyder“, also ein Cabrio der minimalistischen Art mit Höckern, besonders, wenn man das Fetzendach per Hand zurückklappt und ein bisserl fummelig unter die Heckklappe drückt. Und eigentlich ist das Dachl nur eine Notlosung, falls man nicht offen fahren kann. Und ein elektrisches Teil weniger spart auch Gewicht – positiv für die Fahrdynamik!

Er steht für das Prinzip des Fahrerlebnisses, ungefiltert, fast brachial, auch wenn er durchaus auch sanft sein kann. Na ja, Krawall an der Kreuzung hat man schlicht nicht notwendig, es reicht der Anblick, auch, wenn er eigentlich nicht so dick aufträgt,  wie manch andere! Der 718er Spyder ist ein Roadster (fast) ohne Kompromisse! Dabei ist er im Betrieb auch ein typischer Porsche, also alltagstauglich, so lange man keine Gedanken an das große Reisegepäck verschwendet.  

Effektive Emotion

Soweit die emotionale Vorbereitung. Und nun zum praktischen Teil, dem Fahrerlebnis: Der 4-Liter-Sechszylinder erwacht nach dem Drehen des Schlüssels mit heiserem Röcheln zum Leben, beruhigt sich aber gleich zu grollendem Schnurren. Der leise Druck aufs Gaspedal versetzt den – für heutige Verhältnisse – 1450 kg relativ leichten Spyder  in sanfte Bewegung, was auch für das ausgereifte 7-stufige PDK-Getriebe spricht (übrigens gibt´s ihn basal als Handschalter für Puristen), das nahezu ruckfrei die Gänge wechselt. Man schaut auf die Temperaturanzeige – ganz kalt sollte nicht sein – und rollt gemächlich dorthin, wo man den 420 Pferdestärken freien Lauf lassen kann. Also, auf zur Stadtgrenze!

Dann drückt man kurz die Tasten auf der Mittelkonsole, die das Ansprechverhalten optimieren – jetzt ran an die Paddel und auf eine höhere Drehzahl zurückschalten. Dann aufs Gaspedal und der Rauch geht auf! Natürlich nur gefühlt und auch akustisch, so kräftig und vehement tritt der Spyder an! Das exzellente Fahrwerk lässt kaum Schlupf zu und das nicht einmal in der ersten 90-Grad-Kurve, die mit kaum glaublicher Geschwindigkeit durchzirkelt werden kann. Go-Kart-Feeling mit 1,5 Tonnen! Und in schnell aufeinander folgenden Kurven erkennt man das wahre Potenzial dieses Sportlers, der nur wenige Konkurrenten fürchten muss. Klar, es gibt schnellere und stärkere Autos (auch noch teurere), aber das Leistungs-Gewichtsverhältnis prädestiniert den Boxster-Spyder zu mehr Erlebnisqualität als es etwa ein Elfer mit mehr PS könnte. Da müsste dann schon ein neuer RS antreten, um Ähnliches zu bieten.

Und damit auch ein kleiner Teil Kritik geäußert sei: Die regelnde Elektronik ist selbstverständlich nützlich, noch mehr Spaß würde aber ein größeres Quantum Reduktion bringen – allerdings nur für wirklich geübte Fahrer, aber Normalverbraucher sind oft schon mit wesentlich weniger überfordert. Fazit: Der Porsche 718 Spyder ist ein Auto ohne allzu großen Auftritt, ein Mobil für Enthusiasten, weil er mehr Sport bietet, als man alltäglich fahren kann – und darf.    

Porsche Boxster 718 Spyder

Sechszylinder, 3995 ccm

309 Kw / 420 PS, 420 Nm/5000 U/min

Beschleunigung 0-100 km/h: (PDK) 3,9 Sek.

Höchstgeschwindigkeit: 301 km/h

Preis: ab € 131638,55