Durch politischen Druck wird zurzeit dem Automobilmarkt eine Entscheidung in Richtung Elektromobilität aufgezwungen.  Die Flut neuer E-Autos zeigt aber auch, dass gegen jede Vernunft diese Autos immer größer, schwerer und stärker werden.

Eine Frage vorweg: Wer braucht ein Elektroauto (*Marke und Type am Ende des Artikels) mit 687 PS und einem Leer-Gewicht von 2690 kg? Sitzen dann auch noch 3 Passagiere drinnen, dann werden 3 Tonnen und 3 Menschen mit enormem Aufwand von A nach B bewegt. Oder eines mit 1020 PS**? Von den Kosten des Autos ganz zu schweigen. Und das Auto passt in keine Garage, verbraucht vergleichsweise viele Ressourcen bei seiner Herstellung und benötigt für seinen Betrieb viel Strom. Und mittlerweile gibt es etliche Hersteller, die solche Monster anbieten. Ist das sinnvoll?

Alle nennenswerten Automobilhersteller reduzieren (auch zwangsweise) die Produktion von Verbrennungsmotoren und weiten das Angebot der Elektromobilität aus. Das wäre ja im Sinne der Umwelt in manchen Bereichen durchaus sinnvoll, aber nur dann, wenn damit auch infrastrukturelle Lösungen gefunden oder umgesetzt werden, die den effektiven Mobilitätsbedürfnissen entsprechen und dabei Ressourcen und Energie zu sparen helfen! Leider aber sind solche Lösungen nur partiell in Sicht, wobei die Automobilindustrie eine weitgehend falsche Richtung eingeschlagen hat! Nicht nur, dass viele der neuen Elektromodelle zu groß, zu schwer und übermotorisiert sind, auch die benötigten Reichweiten entsprechen nicht den Anforderungen im Alltagsbetrieb. Der Marktanteil (unter 1 Prozent) von Supersportautos und wirklichen Luxusautos ist zu vernachlässigen, jedoch werden Massenprodukte mit weit über 100 PS oder SUVs mit deutlich mehr als 2 Tonnen Leergewicht in großer Zahl produziert. Wer braucht, bei einem durchschnittlichen Weg zur Arbeit (und retour), der unter 100 km liegt, solche PS- und Gewichtsmonster? Die zudem auch noch viel (Park-)Platz brauchen!  Und die Preise sind zu hoch und nicht massentauglich, zumal die Fremdfinanzierung wie auch die staatlichen Förderungen als zusätzliche Belastungen keinen Sinn machen! Kleine, preiswerte E-Autos sind Mangelware!

Das Luxussegment spielt kaum eine Rolle

Keine Initiativen zugunsten der „Kleinen“

Wohin man schaut, große SUVs sind angesagt, möglichst luxuriös und sogar familientauglich, trotzdem meist nur ein/e Fahrer/in chauffiert. Hier aber setzt die Politik keine Grenzen, hier werden zwar auch kleinere Fahrzeuge gefördert, aber nicht propagiert, jedoch wird für die großen keine NOVA oder Vergleichbares eingehoben. Die Politik setzt keinerlei Initiative, den Trend zu stoppen oder gar umzudrehen! Die Investitionen der Auto-Hersteller scheinen sich vornehmlich auf große und repräsentative E-Mobile als prestigeträchtige „Technologieträger“ zu konzentrieren, die mit allen erdenklichen (aber unnötigen aber teilweise dennoch vorgeschriebenen) Assistenzsystemen ausgerüstet sind, nicht aber darauf, kleine, preisgünstige und praktische E-Autos, die vor allem im urbanen Bereich angebracht wären. (Negativ-Beispiel: Die Produktion des kleinen BMW i3 wird eingestellt, die Produktion großer E-SUVs , z.B. iX, wird gesteigert!)

Mehr als 2 Tonnen Gewicht, viel Kraft und sehr teuer. Wo bleibt die Sinnhaftigkeit?

 Und man kann sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Gewinn als Ziel im Vordergrund steht, nicht die Praktikabilität oder gar das soziale Moment. Und nach wie vor wird mehr oder weniger verschwiegen, dass auch die Batterieproduktion Umweltschäden verursacht, dass Sekundärfolgen wie auch Entsorgung oder der verstärkte Energieverbrauch als ungelöste Probleme zunehmen. Von der immer noch mangelhaften Ladeinfrastruktur ganz abgesehen.   

Politische Verantwortung? Fehlanzeige! 

Die Politik schreibt (mittels willkürlicher Gesetze) vor, hört dabei jedoch auf falsche Einflüsterer, sprich Lobbyisten, nimmt durch Verbote und unsinnige Vorschriften den Herstellern Entwicklungsmöglichkeiten, setzt auch steuertechnisch falsche Anreize und folgt dadurch eher den Interessen der Investoren und des Kapitals als sozialen Bedürfnissen oder Notwendigkeiten! Und die vorgeblichen Motive des Umweltschutzes und der Klimafreundlichkeit werden zwar dick aufgetragen, jedoch durch Fracking-Gas, Transportunwesen und nicht zuletzt auch durch die Rüstungsindustrie etc. konterkariert, ja sogar gezielt ignoriert! Wie sollte ein Strom-betriebenes Auto der  Umwelt helfen, wenn der Strom aus Braunkohle erzeugt wird? Was hilft Elektroantrieb, wenn das damit angetriebene Fahrzeug eher 3 Tonnen bewegen muss und trotz einer Nennleistung von mehreren hundert PS nur im Schleichmodus bewegt werden darf, weil ansonsten die vorgebliche Reichweite auf weniger als die Hälfte schrumpft? Die Sinnhaftigkeit ist einer Avocado-Plantage vergleichbar, deren Betrieb unverhältnismäßig viel Wasser verbraucht, die Früchte dann halbreif abgeerntet werden und mit Chemikalien behandelt werden um sie haltbar zu machen und dann  „umweltfreundlich“ per Frachtflugzeug und mittels Lastautos in einem europäischen Großmarkt angeliefert und  verkauft zu werden.  Die Globalisierung, also die Auslagerung von Produktionen, ist weder für Lebensmittel noch bei Batterien ein Gewinn für die Umwelt – eher das Gegenteil.  Statt regionale Versorgung und größenmäßige Anpassung zu fördern, werden immer noch große Strukturen mit ungeheurem Aufwand installiert, wobei der Nutzen für den Einzelnen nicht wirklich nachweisbar ist. Der Größenwahn – auch bei Elektroautos – ist eine Fehlentwicklung, der politisch und ökonomisch fatal ist und dessen Folgen verhindert werden müssen!

Ein weiteres Beispiel für sinnbefreite Größe und zu vielen PS
Etwas preisgünstiger, aber immer noch riesig – für die Stadt eher ungeeignet

*Mercedes AMG EQE 53

**Tesla Model X Plaid