Familien-Gegensätze unter Strom
BMW baut die i-Palette zügig aus und bietet neben SUVs auch Sportliches. Was die Vorteile oder Nachteile sind, zeigen die Tests von i4 eDrive 40 GranCoupé und dem Mittelklasse-SUV iX3
Ohne auf den politischen Aspekt einzugehen darf man feststellen, dass sich BMW wirklich anstrengt, alle Klassen durchgängig zu elektrifizieren. Dabei kommen dann Autos auf den Markt, deren Nutzen sich mehr auf das Fehlen von CO²-Emissionen konzentriert – unabhängig von der Batterieerzeugung, die BMW zu kontrollieren behauptet. Umwelttechnisch wenigstens ein kleines Plus! Das schlägt sich freilich auch ziemlich massiv im Gewicht der Fahrzeuge nieder, die mit deutlich über zwei Tonnen dann auch entsprechende PS bieten müssen um den sportlichen Anspruch der Marke befriedigen zu können. Das jedoch lediglich bei Beschleunigungswerten, nicht aber bei Kurvenagilität oder Höchstgeschwindigkeit, trotz hervorragender Fahrwerksabstimmung.
Begrenzte Sportlichkeit
Der voll aufgeladene i4 zeigt beim Start eine Reichweite von 550 Kilometer an, die Beschleunigung ist auch dank des satten Drehmoments beeindruckend: 5,7 Sekunden auf 100 km/h! Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 190 elektronisch abgeregelt – na ja, bei uns darf man ohnehin nur maximal 130 fahren. Das Dahinfahren ist nahezu geräuschlos – bis auf das Abrollen der Reifen – und veranlasste Frau Testerin zur Bemerkung „langweilig“. Angenehm in der Stadt, auf der Autobahn eher einschläfernd, zumal man ja nicht einmal mehr schalten muss (oder kann). Und Musik laut und gut zu hören, kann auch ablenkend sein.
Die verschiedenen Fahrmodi, die man aktivieren kann, verändern hauptsächlich die Reichweite. Am weitesten kommt man mit „Eco“. Bewegt man den i4 und seine 340 PS artgerecht und wie einen Verbrenner, dann freilich kommt man vergleichsweise nicht sehr weit, im Test knappe 300 Kilometer. Fazit: sportliche Beschleunigung, in Kurven zu schwer (da ist der E-Mini schneller), knappe Reichweite, angenehm auf der Autobahn. Und noch eine Randbemerkung: Die optische Kennzeichnung mit knallig-blauen Applikationen, die den Elektroantrieb dokumentieren, ist penetrant aufdringlich.
Gelassene Übersicht
Ganz anders der iX3. Das SUV, das optisch seinem Verbrenner-Bruder gleicht, zeichnet sich durch eben jene Eigenschaften aus, die SUV-Anhänger schätzen, also durch viel Platz, gute Übersicht und sehr komfortables Fahren. Was sich auch in der Fahrpraxis auswirkt, weil die Reichweite wegen des weniger sportlichen Fahrstils nicht ganz so schnell dahinschmilzt. Aber auch hier wurde die vorgebliche von rund 460 Kilometern bei weitem nicht erreicht, aber immerhin auch etwas mehr als 300. Und auch hier ist die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h begrenzt, die Beschleunigung mit 6,8 Sekunden immer noch beachtlich.
Teuer aber politisch korrekt
Dass beide Bayern top ausgestattet weit mehr kosten als ein Normalverdiener im Jahr verdient, ist bei BMW Usus, was den Premiumanspruch der Marke untermauert. Dass demnächst auch das Flaggschiff, der i7 fürs persönliche Prestige um knappe 140000 Euro angeboten wird, ist die logische Konsequenz – mit allen technischen Spielereien die vorstellbar sind, mit vorerst 544 Pferdestärken sicherlich als Technologiedemonstration geeignet, und vor allem „politisch korrekt“.
BMW i4 40 Gran Coupé
Elektro-Coupé, 250 kW/340 PS, Drehmoment 430 Nm
Reichweite nach WLTP maximal 590 km, im Test 300 km
Preis ab € 57900,- , Testauto: € 81204,-
BMW iX3
Elektro-SUV, 210 kW/286 PS, Drehmoment 400 Nm
Reichweite (WLTP) maximal 462 km, Test 320 km
Preis ab € 59990,-, Testauto € 79208,-