Staatliche Systeme – gesellschaftliche Auswirkungen

Heimat, Patriotismus, Nationalismus – Wirtschaftliche Faktoren

Heimat ist, wo deine Freunde sind, so heißt es. Jean Amery dagegen meinte, dass in der Heimat zu leben bedeutet, dass sich Bekanntes ununterbrochen wiederhole. Jedenfalls ist Heimat jenes Gebiet, in dem man sich als Teil scheinbar ohne Gebote im Rahmen des Gewohnten bewegt. Grenzgänger, Fremde oder gar Andersdenkende ziehen die Selbstgewissheit in Zweifel und werden gleichsam in einem Fall der Heimatverteidigung ausgegrenzt.

Ist diese geschrumpfte Form des Nationalismus so etwas wie kulturelle Notwehr? Heimat kann als Gehorsamkeitskultur zur Pflichtunterwerfung führen. Und gesellschaftliche Reproduktion ist zugleich ideologische Dressur. Heimat sollte jener Ort sein, der grenzenlose Freigiebigkeit und natürliche Gastfreundschaft ermöglicht, voll positiver, lebensbejahender Werte, in der – selektive – Freundschaft unbedingt dazugehört. Meist jedoch wird „Heimat“ ideologisch überhöht und dadurch zum Nationalismus.

Negativer Nationalismus

Dieser erhebt stets eine Nation über alle anderen und führt mithin zur Ungleichheit der Nationen. Im Ethnischen steckt derselbe Teufel wie im Völkischen. Womit auch die Frage der Identifikation ins Spiel kommt. Definiert man den Begriff der Heimat nationalistisch, also ethnisch, stellt diese rassistische Haltung den eigenen Staat, die eigene Gesellschaft „patriotisch“ vor alle anderen Ethnien, also auch Immigranten, insbesondere jene, die aus fremden Kulturkreisen kommen. Die kulturelle Ungleichheit erzeugt dementsprechend auch eine gesellschaftliche Kluft, die, je größer die Ungleichkeit ist, desto weniger Vertrauen bewirkt, diese wiederum Abschottung, Parallel-Gesellschaften, Subkulturen, Intoleranz und gesellschaftliche Spaltung.  

Identifikation und Normen

Weitere Faktoren sind der wachsende Bevölkerungsdruck und wirtschaftliche Folgen. Die zunehmende Übervölkerung von Lebensräumen – auch die Urbanisierung – bewirkt die Änderung von Verhaltensformen wie auch psychische Folgeerscheinungen. Der gewichtige Aspekt psychischer Krankheitsbilder wie auch einer übertriebenen Aggression und sozialer Zerfallserscheinungen muss ganz allgemein auch in Zusammenhang mit den Systemen moderner Gesellschaften gebracht werden.Die soziale Kontaktfähigkeit der Individuen leidet unter dem anonymen Organisationsapparat, soziale Beziehungen werden nur mehr durch die institutionellen Normen gestattet. Der Mensch wird zum Objekt innerhalb seiner eigenen Gesellschaft. Bricht ein Einzelner oder einen kleine Gruppe aus dem System aus, schüttelt die oktroyierten Normen ab, entsteht gleichsam ein Vakuum, was die verhaltensbestimmenden Normen angeht, da die angeborenen Mechanismen schon durch die Institution verdrängt waren – siehe Heimatverteidigung weiter oben. In dieser Situation ergibt sich als logische Folge die Entwicklung interessensgebundener oder neigungsbestimmter Normierungen, zumindest aber die Ablehnung ethischer wie auch traditioneller Wertmaßstäbe.

Soziale Konflikte und Wirtschaft

In unseren Breiten kann das Wirtschaftssystem (noch) als Klammer dienen, die massive soziale Unterschiede zudeckt, das aber auch großes Konfliktpotenzial birgt, dann nämlich, wenn die soziale Schere weiter oder zu weit zu klaffen beginnt. 

Wenn man zudem bedenkt, dass auch eine wachsende Bevölkerung der sogenannten „Dritten Welt“„.. „einen Lebensstandard anstrebt, der dem europäischen gleicht, dann darf man annehmen, dass sich dies negativ auf Umwelt, also Natur und Klima ebenso negativ auswirkt wie auch den Ressourcen-verbrauch“ .(zit aus „der Standard“) , aber, so heißt es weiter, „der Zenit des verträglichen Wachstums ist wahrscheinlich schon überschritten, wenn man sich die Auswirkungen ansieht“. Die Lebensumstände werden dadurch – siehe Klima, Vernichtung der Lebensgrundlagen, Ressourcenverbrauch usw. – sicher nicht positiv beeinflusst. Einen gravierenden Einfluss üben auch die  großen, hoch profitablen internationalen Konzerne aus, deren Hemmungen, immer gewieftere Modelle zu entwickeln, um zusätzliche Rendite zu erzielen, Löhne zu senken, Umweltschutzregeln zu umgehen oder die Gesellschaft um auch nur einen Cent Steuern zu prellen, kaum mehr vorhanden sind. So  liegt der Zweck von Aktien und Investments in diese  ausschließlich darin, Rendite zu erzielen. Und die Entwicklung innovativer Technologien hängt weitgehend von den Renditeerwartungen ab, wozu auch  Staaten durch den Rechtsschutz für Patente und Copyrights beitragen und soziale Komponenten ausschließen.

Staatsformen  vs Regulierung und Information

Staatlich verliehene Privilegien oder Monopole leben durch diesen Rechtsschutz wobei eben diese auch dazu beitragen, die Geschäftsfelder etablierter Anbieter gegen junge, innovative Wettbewerber abzuschotten. Und man muss sich darüber im Klaren sein, dass ein schwacher Staat und die Deregulierung der Wirtschaft nie den Markt stärken, sondern immer nur die Macht großer Unternehmen über die Märkte und damit letztlich über die gesamte Gesellschaft. Eine Staatsform, die aus einer Wirtschaft erwächst, in der wichtige Märkte von wenigen Unternehmen oder gar von mächtigen Monopolisten beherrscht werden, ist nicht die Demokratie sondern die Oligarchie.