Man vergesse so ziemlich alles, was man als normaler Auto- Fahrer erleben kann – wenn man einen Supersportwagen wirklich er-fahren will!  Hier ist nichts mit normalen Maßstäben zu messen, weder die Beschleunigung noch die Höchstgeschwindigkeit, nicht die unglaubliche Bodenhaftung oder einfach das phänomenale Fahrgefühl: Maserati MC20 .

Egal, wo man fährt, viele  Augen verfolgen  den MC20, ganz unabhängig von der heutzutage nicht einmal auffälligen blauen Farbe.  Der Maserati  steht gleichsam symptomatisch für ein italienisches Sportauto, ist sicher seltener als ein Ferrari oder Lamborghini, ohne viel Flügelwerk oder auffällige Spoiler, keine aufgeblasenen Kotflügel, flach, fast  schlank, kompakt, ist aber sicher nicht zu laut oder aufdringlich, wobei der Spagat zwischen Design und Leistung hier perfekt gelungen zu sein scheint. Scheint? Nein, gelungen ist! Dynamik ist schon im Stand offensichtlich, sogar bei langsamer Fahrt, wenn man ihn ohne lautes Getöse anrollen lässt: Der Sechszylinder-Mittel-Motor, wie er ähnlich in der Formel 1 konzipiert ist, kann sich einen unspektakulären Auftritt leisten, auch was die Geräuschkulisse betrifft. Oder, um es noch verständlicher zu beschreiben, er lässt sich auch gemütlich fahren, gemächlich wie ein ganz alltägliches Auto – wenn man will.  Und fällt dann erst recht auf! Brüllen kann er aber auch, und wie, wenn man ihn loslässt!

Dynamik pur!

Die Leistungsdaten  sind schon in der Prospektbeschreibung beeindruckend: Die 630 PS bzw.  463 kW  klingen nicht extrem, sorgen gemeinsam mit dem ultraleichten High-Tech-Carbon-Monocoque für ein Leistungsgewicht,  das neben extremer Torsions- und Biegesteifigkeit auch atemberaubende Beschleunigung und extreme Höchstgeschwindigkeit ermöglicht –  0 – 100 km/h <2.9 Sek.  und Höchstgeschwindigkeit >325 km/h stehen im Leistungsblatt, was den MC20 in der Supersportwagen-Liga ansiedelt.

Mit dem MC20 kann man Dynamik pur erleben – wenn man das Potenzial auszuschöpfen gelernt hat und der Gesetzgeber es erlaubt. Dass er viele Fahrzeuge, die vielleicht mehr Pferdestärken bieten, hinter sich lassen kann, liegt aber nicht nur am geringen Gewicht – Carbon sei Dank – sondern auch an den 4 wählbaren Fahrmodi, die von normalem „GT“ über „Sport“ bis zum Rausch-haften „Corsa“-Modus reichen, der sich in jeder Hinsicht extrem anfühlt und auch klingt. Und der „Wet“-Modus soll auch unter unwirtlichen Bedingungen feinste Sportlichkeit bringen.  Verantwortlich dafür ist vor allem ein Sperrdifferential, das den Fahrspaß nicht begrenzt  – fast unauffällig – und sehr effektiv mit dem 8-Gang Doppelkupplungsgetriebe harmoniert. Einzig bei abrupten Beschleunigungsvorgängen, etwa beim Überholen, kann man einen kurzen Reifenquietscher vernehmen, dass das Sperrdifferential  wie ein Stabilisator wirkt. Und in schnellen, scharf gefahrenen Kurven bleibt unbedarften Mitfahrern die Luft weg, die physikalischen Grenzen scheinen aufgehoben zu sein. Da gibt es kaum noch Konkurrenz beim Kurventango! Da schaut sogar ein Turbo-Porsche in die Endrohre!

Revier? Landstraße!

Womit wir bei der Domäne des MC20 sind: Seine absolute Leidenschaft ist die Land-Straße – auf der Autobahn kann jeder einigermaßen gut motorisierte Wagen schnell gefahren werden, aber in Kurven, Serpentinen, da ist der Maserati in seinem Element. Genau dafür könnte er gebaut worden sein!

Aber beginnen wir von vorne: Nach dem Öffnen der Schmetterlingsflügeltüren – ein gewisser Abstand zum Nachbarauto ist notwendig – kann man sich in das Cockpit einfädeln.  Im eher eng geschnittenen Fahrersitz lenkt nichts von dem sportlichen Fahrerlebnis ab. (Der Beifahrersitz fühlt sich subjektiv noch „sportlicher“ an.)  Der Innenraum besteht aus Elementen, die jedes für sich einem praktischen Zweck dienen, wobei die Übersichtlichkeit und die Funktionsanzeigen vorbildlich und ohne überflüssige Assistenzsysteme auf den Fahrer fokussiert  sind. Nicht nebensächlich ist jenes System, das die Vorderachse bei kleinen Hindernissen –  Randsteine oder Fahrbahnschwellen sind eine echte Gefahr – um 50 Millimeter anhebt. Ab 40 km/h wird die Vorderachse automatisch auf die normale Fahrhöhe zurückgestellt.

In der zentralen Karbon-Mittelkonsole befinden sich der mechanische Fahrmodus-Schalter und der Druckknopf für den Rückwärtsgang. Der Rest  der relevanten Informationen ist im Blickfeld des Fahrers – bis hin zur Reifendruckkontrolle, die bei länger dauernder scharfen Kurvenorgien den Druckanstieg dokumentiert.

Dass die Aerodynamik  samt Unterboden des MC20 mit modernsten Entwicklungstechniken optimiert wurde, ist wohl für die geradezu unwirkliche Bodenhaftung verantwortlich, wie auch alle Details der äußeren Hülle  optimal der effizienten Aerodynamik dienen – Lüftungsschlitze ebenso wie der dezente Heckspoiler oder die Frontpartie, die den Fahrtwind einzufangen scheint.

Kurzum: Es gibt nur wenige Autos, die eine wirkliche Konkurrenz darstellen, und wenn, dann sind sie wahrscheinlich noch viele teurer!

Das „unbeschreibliche“  Fahrerlebnis  kann nur so beschrieben werden: Das Lachen bleibt noch lange, und für immer, wenn man an das Fahren denkt!